2. Liga Ost wird abgebrochen / Potsdam Orcas auf Anhieb auf Platz 2
Die Deutsche Wasserball-Liga (DWL) hat noch keine endgültige Entscheidung bezüglich des Abbruchs oder der Fortsetzung der wegen der Corona-Pandemie unterbrochenen Saison getroffen. Einen Schritt weiter ist nun die Landesgruppe Ost gegangen, die verantwortlich für den Spielbetrieb der 2. Wasserball-Liga Ost zeichnet. Per Mail informierte Ulf Althaus (Halle/Saale), Wasserballwart im Osten, am 15. Mai die Vereine: „Die Wasserball Landesgruppe Ost geht nicht davon aus, dass unser Sport vor den Ferien in unseren fünf Bundesländern noch stattfinden kann.“ Daher sei der Entschluss gefasst worden, die Saison abzubrechen.
„Ich halte beide Wege für richtig“, sagt André Laube, sportlicher Leiter der Potsdam Orcas. Eine Fortsetzung der DWL-Saison in den Sommermonaten sei durchaus im Bereich des Möglichen. Das sei in dem reinen Amateurbereich der 2. Liga nicht denkbar. „Die DWL steht im engen Austausch mit den Vereinen. Spätestens am 1. Juli wird über die Fortsetzung oder den Abbruch entschieden. Sollte weitergespielt werden, dann voraussichtlich sehr komprimiert, um den Start der neuen Spielzeit nicht zu gefährden.“
Für die Athleten ist es aktuell in jedem Fall schwer. Am 12. März fand im Sportbad blu das letzte Training statt; dann wurde von jetzt auf gleich alles untersagt. Lediglich die Olympia-Kader Hannes Schulz, Ferdinand Korbel und Lukas Küppers durften nach medizinischen Checks unter strengen Auflagen im Sportpark Luftschiffhafen weitertrainieren. Seit letztem Donnerstag ist nun auch den Bundeskader-Sportlern des Nachwuchs‘ und dem DWL-Team wieder erlaubt, in der Schwimmhalle des Olympiastützpunktes zu trainieren. „Zumindest haben wir jetzt wieder gut 20 Sportler im Rennen. Das war ein wichtiger Schritt und tut den Jungs gut“, erklärt Laube. „Für den Nachwuchs werden aktuell Möglichkeiten im Freien organisiert, die aber natürlich mit der Spezifik im Wasser wenig zu tun haben.“
„Wir absolvieren mit den Männern jetzt erst einmal vier bis fünf Wassereinheiten pro Woche, um die körperliche Fitness aufzubauen“, beschreibt Trainer Alexander Tchigir. „Bis Ende Juni wollen wir das so machen. Dann passen wir die Trainingssteuerung den Entscheidungen der DWL an und sehen weiter.“ Gerade für Mannschaftssportler sei es schwer ohne kurzfristige Ziele über lange Zeit motiviert zu trainieren. „Die Jungs wollen natürlich wissen, wofür sie sich quälen.“
„Ich freue mich sehr, dass alle Spieler diesen Weg so mitgehen. Da können wir sehr stolz sein“, so Laube. „Eine wirkliche Gewissheit, wie es in der kommenden Saison weitergeht, gibt es nämlich noch nicht.“ Zunächst wurde ein „Rettungsschirm“ für die Spieler aufgespannt. OSC-Wasserball-Abteilungsleiter und Hauptsponsor Andreas Ehrl hat in enger Abstimmung mit dem Förderverein (Vorsitzender Timo Seifert) ein Paket für April und Mai geschnürt, um die Spieler finanziell weiterhin zu unterstützen. „Ich werde mich auch künftig stark für den Wasserballsport engagieren“, hat Ehrl bereits angekündigt. „Feste finanzielle Zusagen zu treffen, ist in der jetzigen Situation aber nicht ganz leicht. Ich bin aber sicher, dass wir auch im nächsten Jahr, ein gutes Team ins Rennen schicken werden.“
Die Unterbrechung der DWL-Saison kam gerade für die Orcas zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Immerhin hatte das Tchigir-Team bereits drei Spieltage vor Beendigung der Hauptrunde mit 14:8 Punkten die beste A-Gruppen-Bilanz aller Zeiten erkämpft und lag auf erneutem Bronzekurs. „Wir hatten uns fest vorgenommen, im Halbfinale gegen die Profiteams von Spandau oder Hannover diese zumindest zu ärgern“, sagt Tchigir. Auch im Pokal hatten sich die Orcas ins Halbfinale gekämpft und wollten im Final Four in Duisburg (geplant Anfang April) Edelmetall nach Potsdam bringen.
„Es lässt sich nicht ändern. Wir werden die Entscheidungen abwarten und uns diesen dann anpassen“, so Laube. „Mal schauen, ob wir am Ende wirklich noch Liga und Pokal zu Ende spielen.“
Sollte es zu einem Abbruch kommen, ist wohl noch offen, ob dennoch ein Meister gekürt wird oder nicht. Die Landesgruppe Ost orientierte sich an der Handball-Bundesliga und brachte die Quotientenregel zum Einsatz. DWL-Absteiger SVV Plauen ist mit der makellosen Bilanz von 28 Punkten in 14 Spielen (Quotient 2,0) neuer Ostdeutscher Meister. Die Bundesliga-Reserve der Orcas kam nach seinem Aufstieg aus der Landesliga direkt auf dem zweiten Rang mit 22 Zählern in 13 Partien (1,69) vor dem SC Wedding (1,23) ein. „Wir haben eine tolle Premierensaison gehabt“, sagt Laube. „Unsere Idee, eines Teams mit jungen Wilden und ehemaligen Bundesliga-Recken, ist voll aufgegangen.“ Mit je 20 Toren teilten sich im Übrigen Sascha Seifert (19 Jahre), Tobias Lentz (30) und Erik Miers (36) drei Spieler die interne Torjägerkrone. Der 17-jährige Simon Kuhn kam auf 19 Treffer, genau wie der frühere Bundesliga-Kapitän Jacob Drachenberg (30). Insgesamt kamen 30 Spieler im Alter zwischen 14 und 37 Jahren zum Einsatz.